Auf Main und Nebenflüssen – vom Frankenwald bis Holland – Handelsweg Wasser: Helmut Fehler berichtet über Flösserei

Weikersheim Jüngst widmete sich der Verein Tauberländer Volkskultur e.V. der Mobilität auf Schienen. Beim Wintervortrag am kommenden Mittwoch geht es um die Mobilität zu Wasser, genauer: um die Flößerei auf dem Main und seinen Zuflüssen.
Holz wurde gebraucht, wo auch immer gebaut wurde: Häuser, Schiffe, Kathedralen – ohne starke und gut gewachsene Stämme, wie sie etwa im nordostbayerischen Frankenwald zu finden waren, war nichts zu machen. Ob Stuhl, Tisch, Truhen: Holz musste her. Natürlich auch zum Heizen.
Viel schneller als auf festem, jedoch oft unwegsamem Boden, ließ sich die hoch begehrte Ware Holz zu Wasser transportieren. Selbst aus den zerklüfteten Bergregionen waren die Stämme mit Wasserschwung schneller zu Tal zu bringen. Schon früh entstanden erste Stauwehre und Stauweiher, um selbst kleine Wasserläufe so anschwellen zu lassen, dass sie die Holzfracht tragen konnten. Je größer der Fluss, desto größer die Flöße, die über den Main und seine Zuläufe bis in die Niederlande gesteuert wurden. Auf 120 bis 130 Meter Länge konnten die aus zehn bis 14 Einzelflößen gebundenen schwimmenden Holzwerke anwachsen. Als „Hallstädter Stück“, „Würzburger Stück“ oder „Holländer-Floß“ waren sie mit bis zu 60 Mann Besatzung zwei bis drei Wochen unterwegs werden.
Am kommenden Mittwoch (21. Februar) berichtet Helmut Fehler im Uhu-Seniorentreff (Hauptstraße 30, Beginn 19.30 Uhr) über die Arbeits- und Lebenswelt des besonderen Gewerbes, das auch den Familien der Frankenwald-Flößer einiges abforderte. Waren die Flößer auf Fahrt, musste die Haus- und Hofarbeit von den Familien geschultert werden.
Auch wenn von den Städten entlang der Flussläufe nur die Mannschaft mit ihren Güterzug langen Flößen wahrgenommen wurde, waren viele Menschen, Gewerke und Organisationen vom Waldbesitzer, Baumfäller und Rücker, Förster, Teichzieher, Floßknechte, Weißflößer bis hin zum Floßherrn, Holzhändler und Kunden in die Flößerei eingebunden.
Helmut Fehler gibt Einblicke in die Lebensbedingungen in den Heimatorten ebenso wie ins Flösserei-Handwerk, streift durch die bis in die Antike zurück reichende Geschichte der Flößerei. Er berichtet über die Abhängigkeit von Jahreszeiten und Witterung und über Waldordnungen, mit denen Landesherren übermäßige Holzentnahmen zu verhindern suchten.
Auch über das auf dem Fluss geltende Regelwerk ist manches zu erfahren: Vorfahrt hat der Talfahrer, gut steuerbare und beweglichere Wasserfahrzeuge haben den weniger beweglichen Vorrang geben. Ein Blick in den Werkzeugkasten der Flößer gefällig? Der musste schon groß sein: allein etwa acht Meter lang war der Floßbaum mit seinem eisernen Haken, mit dem man sich um Flusswindungen und durch die berüchtigten engen Floßgassen in Schweinfurt und Würzburg zu hebeln hatte.
Kraft und Talent brauchten die Flösser, gutes Reaktionsvermögen und eine stabile Gesundheit, um Gefahren zu vermeiden. Doch auch bei größter Umsicht: Unfälle konnten Flößer hart treffen. Wo heute Krankenversicherungen und Berufsgenossenschaften einspringen, mussten sich die Flößer mit ihren Familien selbst über Wasser halten, wie auch erhaltene Bittgesuche belegen.
Doch nicht nur die Flößer selbst gerieten in Not: Die Erweiterung des Schienennetzes, Brückenbauten, dem für die Dampfschifffahrt erforderlichen Bau von Stauwehren leitete den Niedergang der Holzflößerei ein. Vergebens protestierte die Floßholz-Händler in den 1930er Jahren gegen die Mainkanalisierung. Ende der 1960er Jahre war es dann aus mit der kommerziellen Floßfahrt.

Info:
Die Vortragsveranstaltung im Rahmen der Wintervortragsreihe des Vereins Tauberfränkische Volkskultur e.V. findet am Mittwoch, dem 21. Februar im Uhu-Seniorentreff Weikersheim (Hauptstraße 30) statt. Helmut Fehler berichtet ab 19.30 über „Die Flößerei auf dem Main und seinen Zuflässen – Arbeits- und Lebenswelt eines besonderen Gewerbes“. Der Eintritt ist frei, die Veranstalter freuen sich über eine Spende.


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